Der Libanon hat gewählt
Am vergangenen Wochenende wurde im Libanon gewählt. Wie so oft: Es ist kompliziert mit der libanesischen Politik. Ob das Wahlergebnis auch mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im Herbst ein gutes ist, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen. Bisher steht fest: Die Hisbollah hat an Einfluss verloren. Geschwächt ist damit auch die Partei des maronitischen Präsidenten Michel Aoun – die Freie Patriotische Bewegung – die eine politische Koalition mit der Hisbollah hat.
Kurz zur Erinnerung: Der Präsident im Libanon muss ein maronitischer Christ sein. Der Parlamentspräsident ein schiitischer Muslim und der Premierminister sunnitischen Glaubens – die letzten Jahre war Saad Hariri als Premierminister sehr umstritten.
Bei dieser ersten Wahl seit der libanesischen Protestbewegung im Herbst 2019 kann die Opposition einen Sieg für sich verzeichnen. Von den 128 Sitzen im Regierungsgebäude konnte die Protestbewegung immerhin 10 Sitze erstreiten, so war es in der Tageschau zu lesen.
Leider konnte sich die aus der Protestbewegung entstandene Opposition, in den vergangenen drei Jahren, nicht auf einen Kandidaten einigen und steht in der Gefahr politisch nur eine Randerscheinung zu bleiben.
„Gerade auch weil Vertreter der Protestbewegung jetzt im Parlament sind und die christliche Partei (Libanesische Kräfte) an Parlamentssitzen gewonnen hat, wird in der Zukunft politisch mehr Druck auf die Hisbollah ausgeübt werden. Die Fragen, die jetzt wichtig sind lauten: Wer wird unser nächster Premierminister? Wer wird unser nächster Präsident werden?“, so Pfarrer Raffi Messerlian aus Beirut auf Anfrage des Hilfsbundes zu den Wahlen.
Ende April war Projektkoordinator Lukas Reineck im Libanon. Neben dem Besuch unserer Projektpartner im Libanon besuchte Lukas Reineck auch eine Konferenz zum Thema „Öffentliche Theologie“ am theologischen Seminar (Near East School of Theology) in Beirut. An diesem Seminar erhalten auch die Pastoren der armenisch-evangelischen Kirchenunion, unsere Partnerorganisation im Libanon, ihre theologische Ausbildung.
Diskutiert wurde auf der Konferenz eine kürzlich erschienene Schrift von verschiedenen christlichen Autorinnen und Autoren aus dem Nahen Osten mit dem Titel: „We Choose Abundant Life“ (dt.: Wir entscheiden uns für das Leben im Überfluss). Es ging auf der Konferenz darum, wie Christen im Libanon leben wollen und wie Teilhabe und Mitgestaltung am öffentlichen Gemeinwesen aussehen bzw. gelingen kann. In vielen Gesprächen am Rande der Konferenz war die Wahl im Libanon immer wieder ein Thema.
Um die Schrift „We Choose Abundant Life“ lesen zu können, geht es HIER zur Homepage. In der Galerie sehen Sie Bilder der Themenfolien der Konferenz.