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Der Libanon hat einen neuen Premierminister
Seit Montag dieser Woche hat der Libanon einen neuen Premierminister. Michel Aoun, der libanesische Präsident, berief Nadschib Mikati zum neuen Premierminister. Im Vorfeld erhielt Mikati die Mehrheit der Stimmen im Parlament.
Nun steht er vor der herausfordernden Aufgabe eine Regierung zu bilden. Bereits 2005 und von 2011 bis 2013 war Mikati schon einmal Ministerpräsident.
Die Stimmung im Libanon sei wohl positiv, berichten unsere Partner aus Beirut. Mikati wird es zugetraut eine Regierung zu bilden. Politikexperten schätzen seine Chancen auf Erfolg höher ein als die von Hariri. Die USA, Frankreich und auch Saudi-Arabien stehen Mikati positiv gegenüber. Saudi-Arabien machte in der Vergangenheit häufig politischen Druck auf den Libanon. Zuletzt musste der ehemalige Premierminister Saad Hariri bei einer Reise nach Riad, auf Druck der saudischen Regierung, sein Amt niederlegen.
„Natürlich wird es eine neue Regierung schwierig haben die Probleme in einem Land nach fast 10 Monaten ohne Regierung zu lösen. Doch vielleicht ist es Mikati möglich zu verhindern, dass der Libanon in ein noch tieferes Loch fällt. Und vielleicht kann er etwas tun gegen all die Probleme, die wir haben; sei es nun ein Mangel an Benzin; kaum noch Medikamente im Land; der ständige Ausfall von Elektrizität oder die hohe Inflation. Sicherlich muss er auch mit dem Internationalen Währungsfond verhandeln. Nun ist unser Gebet, dass hoffentlich nach 10 Monaten eine Regierung zu Stande kommt.“, schrieb uns die letzten Tage ein Projektpartner aus Beirut.
Mikati sei wohl pragmatischer und kommunikativer als Hariri. Er suche stärker das Gespräch mit den einzelnen politischen Lagern, haben wir aus Beirut erfahren.
Mikati hat sich ein Zeit Limit von einem Monat gesetzt. Wenn er es nicht schafft in dieser Zeit eine Regierung zu bilden, dann wird er zurücktreten. Er ist einer der reichsten Männer des Landes und wohl auch Teil der korrupten Elite. Ob er es vermag eine Regierung zu bilden, bleibt abzuwarten.
Regierungsbildung im Libanon gescheitert
Am 15. Juli ist der libanesische Premierminister Saad Hariri zurückgetreten. Er war mit der Aufgabe betraut worden eine neue Regierung für den Libanon zu bilden. Ziel war es eine Regierung zu bilden, die aus Experten besteht, um den Libanon aus seiner tiefen Krise zu befreien. Doch sind die Verhandlungen über eine neue Regierung mit Präsidenten Michel Aoun gescheitert.
Seit einiger Zeit schon kritisiert Patriach Bechara Boutros al-Rahi, das geistliche Oberhaupt der maronitischen Christen, der größten Kirche des Libanon, die Unfähigkeit der Politiker das Land auf einen guten Kurs zu bringen.
„Es ist an der Zeit, die Verantwortung zu übernehmen und sich nicht zurückzuziehen (…) der Libanon befindet sich nicht in einer normalen Regierungskrise, sondern in einer totalen nationalen Krise.“, sagte al-Rahi am vergangenen Sonntag.
Unterdessen spitzt sich die wirtschaftliche Lage weiter zu. Die Preise für Lebensmittel steigen unaufhaltsam. Der Gesundheits-und Bildungssektor ist durch die Krise angeschlagen. Wenn sie die Möglichkeit haben, dann gehen viele Ärzte, Pflegekräfte und auch Lehrer ins Ausland.
Bei allen Schwierigkeiten, die der Libanon gegenwärtig hat, versuchen unsere Partner vor Ort ihr Möglichsten, um in den Sommermonaten für Kinder ein Programm auf die Beine zu stellen. So die Nor Marash Gemeinde in Beirut, wo gerade die Kinder-Ferienbibelschule mit Unterstützung des Hilfsbundes stattfindet.
„Thematisch geht es in der diesjährigen Kinder-Ferienbibelschule, um die Früchte des Heiligen Geistes. Es ist ein tolles und herausforderndes Thema. Ich bin sehr froh, dass wir in diesem Jahr die Kinder-Ferienbibelschule wieder durchführen können. Wir beten auch, dass alles soweit gut geht.“, schrieb uns die Tage der Nor Marash Gmeindepfarrer Messerlian.
Insgesamt nehmen an der diesjährigen Kinder-Ferienbibelschule 175 Kinder im Alter zwischen 4 – 11 Jahren teil. Neben Andachten und biblischem Unterricht haben die Kinder viele Möglichkeiten zu spielen und sich kreativ auszuprobieren.
In der Galerie sehen Sie Bilder von der diesjährigen Kinder-Ferienbibelschule.
„Der Libanon ist nur ein paar Tage von einer sozialen Explosion entfernt“
Im Libanon spitzt sich die Lage zu. Ende 2019 hatten die meisten Libanesen Hoffnung auf eine positive Veränderung in ihrem Land. In diesen Tagen sieht die Lage ganz anders aus.
„Der Libanon ist nur ein paar Tage von einer sozialen Explosion entfernt“, sagte vor ein paar Tagen der Übergangsregierungschef Hassan Diab. Man kann nur hoffen und beten, dass Hassan Diab Unrecht behält. Doch viele Libanesen wachsen die alltäglichen Probleme über den Kopf. Die libanesische Währung hat drastisch an Wert verloren, sodass sich viele Menschen ein Leben im Libanon nicht mehr leisten können.
Nicht nur die Stromversorgung ist knapp; auch Benzin ist ein knappes Gut geworden. Menschen stehen stundenlang an Tankstellen an – für ein bisschen Benzin. Medikamente und Hygieneprodukte wie Damenbinden sind Mangelware oder kaum zu bezahlen. Im Internet war ein Video von einem Mann zu sehen, der für ein paar Windeln eine Apotheke überfiel. Die Preise von Milchprodukten und Fleisch steigen weiter. Unfreiwillig sind nun viele Libanesen Vegetarier oder sogar Veganer geworden. Ein Problem ist sicherlich, dass der Libanon fast alle Waren importieren muss. Produktion gibt es im Land kaum.
Angesichts der Flut von Problemen ist es unmöglich überall gleichzeitig zu helfen, so schrieb uns Paul Haidostian, der Präsident der armenischen Haigazian Universität in Beirut: „In diesen Tagen ist es schwierig Prioritäten zu setzen“
Wann und ob sich eine Regierung im Libanon bildet, die in der Lage ist den Problemen Herr zu werden, ist unklar. Unseren Partnern vor Ort bleibt nicht viel; außer zu Hoffen und zu Beten.
“Wir haben immer noch keine Regierung und die Lage wird ständig schwieriger; jeden Tag taucht wieder ein neues Problem auf. Wie wir bereits sagten – der Libanon braucht ein Wunder.“, teilte uns Raffi Messerlian, Pfarrer der Nor Marash Gemeinde aus Beirut, mit.